Zum Gedenken an Hans-Ulrich Weber
Landschaft und Flüsse waren seine Berufung und als Gestalter verband er den Sinn für das Werden und Wachsen der Pflanzen stets mit dem Dialog mit den Menschen. Die Schweizer Landschaftsarchitektur verliert mit ihm einen Pionier der Landschaftsgestaltung.
Nach längerer Krankheit ist Hansueli Weber am 5. Februar in seinem 80. Lebensjahr verstorben. Er ist mit zwei Geschwistern in Neuhausen aufgewachsen, wo er seine Jugend- und Gymnasialzeit mit viel Sport auf dem Rhein und in den Bergen verbrachte. Nach zwei Semestern Architektur an der ETH-Zürich und einem Praktikum im Büro des Landschaftsarchitekten Walter Leder, wo er bereits die späteren Kollegen und Partner Klaus Holzhausen und Edmund Badeja kennenlernte, suchte er mehr berufliche Nähe zur Natur und Landschaft. Diese fand er an der Technischen Hochschule München mit dem Studium der Landespflege und diplomierte dort nach 4 Jahren bei Prof. Günther Grzimek als Landschaftsarchitekt. Vereinzelt gab es schon Schweizer, die an der Akademie der Künste in Kassel oder an den Hochschulen Hannover oder München studierten, aber noch keine Ausbildungsmöglichkeit in der Schweiz. Er war also einer jener singulären Kollegen mit diesem Abschluss, als ihn die Anfrage von Christian Stern erreichte, in seinem Büro in Zürich als Mitarbeiter einzusteigen.
Stern suchte die Diversifikation und den Kontakt mit der Raumplanung an der ETH und bekam vom Bundesamt für Natur und Landschaft (heute BAFU) den Auftrag, die Koordination der Instanzen im aargauischen Reusstal wahrzunehmen. Diese Aufgabe war wie zugeschnitten auf die Interessen und Fähigkeiten von Hans-Ulrich Weber. Ging es doch darum, sozusagen als aussenstehender Projektleiter, zusammen mit dem Kantonalen Amt für Natur und Landschaft, die divergierenden Ansprüche der Landwirtschaft, des Naturschutzes, der Erholung und des Wasserbaus zu harmonisieren. Schönstes Beispiel aus diesem Projekt war die Schaffung des Flachsees bei Rottenschwil, heute Naturschutzgebiet von regionaler Bedeutung. Diese Aufgabe beschäftigte ihn und das Büro während rund 16 Jahren und führte dazu, dass das Team in Zürich um weitere Fachkräfte erweitert werden musste. Es kamen Biologen von der ETH/Uni Zürich dazu, je ein Botaniker, Zoolgoge und Umweltingenieur. Hans-Ulrich Weber wurde, nach österreichischem Vorbild, einer der Pioniere des naturnahen Wasserbaues in der Schweiz . Er leitete seine Gruppe zusammen mit jungen LandschaftsarchitektInnen und ZeichnerInnen mit seinem Wissen und grossem Geschick, sodass sie viele andere hochinteressante Aufgaben im Bereich des Umweltschutzes, der Landschaftsplanung und –Gestaltung bearbeiten konnten. Kies- und Lehmgruben, Deponien und anspruchsvolle Strassenausbauten kamen dazu, sowie ganz neu die Umweltverträglichkeitsprüfungen.
Mit fünf Partnern wurde 1974 die Firma ASP Landschaftsarchitekten AG gegründet. Der Mitarbeiterbestand wuchs und Hans-Ulrich Weber übernahm mit Geschick und Empathie die nicht immer einfache Personalführung des Büros. Es dauerte nicht lange bis das inzwischen entstandene Interkantonale Technikum Rapperswil Hans-Ulrich Weber als Dozenten für Landschaftsgestaltung angeworben hatte. Viele Jahre lehrte er dieses Fach an der Fachhochschule ITR und leitete lange auch die ganze Abteilung, als der zuständige Professor Helmuth Bournot krankheitshalber ausfiel. Eine weitere mehrjährige Herausforderung war, nach den katastrophalen Überschwemmungen von 1977 und 1978, die Sanierung und Teilrenaturierung der Thur im Kanton Zürich und Thurgau. Da profitierte er von seinen Erfahrungen in Mediation aus der 20 Jahre zurückliegenden Zeit im Reusstal.
Neben dem Engagement für Natur und Landschaft war ihm auch die Gestaltung immer ein grosses Anliegen, so übernahm er in der Blütezeit des vorfabrizierten Wohnungsbaues als Projektleiter die Realisierung der Freiraumgestaltung von Avanchet-Parc in Genf, eine Arealbebauung mit 2’200 Wohnungen. Sein gesellschaftliches Engagement erfüllte er mit einer langjährigen Mitgliedschaft im Vorstand und als Präsident des Quartiervereins Zürich Unterstrass. Er war ein aktiver Fasnächtler mit Querflöte und Saxophon unterwegs und oft in der Bodega im Niederdorf anzutreffen. Wir erinnern uns an gemeinsame Exkursionen in Lausanne, Karlsruhe, Paris, Berlin, Wien und vermissen einen verlässlichen Kollegen und lieben Freund mit dem wir 20, 30, 40 Jahre lang zusammen arbeiten durften.
Edmund Badeja, Gerwin Engel, Klaus Holzhausen und Christian Stern