Zum Gedenken an Andreas Erni

Er liebte die Berge – und fand hier seinen Tod. Am 2. August stürzte Andi Erni bei Saas-Fee in den Walliser Bergen in die Tiefe und konnte nicht mehr lebend geborgen werden. Ein Schock für uns alle, die Andi kannten und schätzten.

Andi Erni wurde am 13. August 1946 in Luzern geboren – er wäre nur wenige Tage nach seinem Tod 78 Jahre alt geworden. Das Gymnasium besuchte Andi in Basel und schloss es mit der Matur Typ A ab.1965-1971 studierte er an der ETH Zürich Architektur mit Schwerpunkt Raumplanung, wobei ihm von Beginn an der Umgang mit der Natur und Landschaft ein zentrales Anliegen war, was später sein gesamtes Berufsleben prägen sollte. Die Ausbildung an der ETH rundete er mit einem Praktikum bei Luckman Ass. Planning / Architecture in New York und einem Nachdiplomstudium in Stadtentwicklung 1972-1973 an der Kyoto-Universität in Japan ab.

Die Bürotätigkeit von Andi Erni begann1971/72 im Architekturbüro J. Naef + E. Studer + G. Studer in Zürich, wo er vor allem an städtebaulichen Wettbewerben arbeitete. Doch bereits 1974, nach seinem Japanaufenthalt, fand er sein Haupttätigkeitsfeld in den global tätigen Ingenieur-, Planungs- und Beratungsunternehmen Basler & Hoffmann AG (B&H) sowie von 1981-2016 bei der Ernst Basler und Partner AG (EBP), mit Hauptsitzen in Zürich.

Sein Arbeitsbereich war breit gefächert, bei B&H waren es zunächst vor allem Quartier-, Orts- und Regionalplanungen, aber auch Grünplanungen und Objektgestaltungen. Bei EBP verlagerte sich der Schwerpunkt dann immer mehr auf Aspekte der Umwelt- und Landschaftsplanung, des Natur-, Landschafts- und Gewässerschutzes, der Gestaltung von öffentlichen Räumen. Andi wurde zum „ökologischen und gestalterischen Gewissen“ bei vielen Projekten von EBP, wie es ein ehemaliger Mitarbeiter formuliert. Man schätzte seine Fähigkeit, mit weichem Stift Projektideen in atmosphärischen Bildern darzustellen, was mit den bekannten Visualisierungsprogrammen oft nicht gelang.

Die Liste der Referenzprojekte von Andi Erni ist lang. Einer der Schwerpunkte lag bei der Planung, Projektierung und Ausführung von Schienen-, Strassen- oder anderen Infrastrukturprojekten, bei denen er als Projektleiter oder Sachbearbeiter die ökologischen und landschaftsgestalterischen Aspekte bearbeitete, zum Beispiel bei Teilstrecken der SBB Bahn 2000 oder der S-Bahn im Kanton Zürich.

Neben seiner fachlichen Tätigkeit trug Andi aber auch viel zur Unternehmenskultur von EBP bei. Er kuratierte regelmässig Kunstausstellungen in den Büroräumen und organisierte Konzerte. Frühere Kolleginnen und Kollegen erinnern sich gerne an seine ruhige, offene und einfühlsame Art als Zuhörer und Gesprächspartner.

1989 wurde Andi Erni in den BSLA aufgenommen, wo er sich sofort engagierte. Er war Mitglied der Arbeitsgruppe zur Fusion des BSLA mit der Vereinigung Schweizerischer Landschaftsplaner / Landschaftsarchitekten slpa 1994. 1999 trat er in die Redaktion der Fachzeitschrift anthos ein, der er bis 2016 angehörte. In meiner Erinnerung an die enge Zusammenarbeit bis 2009 war Andi stets ein ruhender Pol, sein grosses Wissen, sein positives Denken, präzises und bedachtes Argumentieren trugen wesentlich zur erfolgreichen Arbeit der Redaktion bei.

Über Jahre engagierte sich Andi Erni in der BSLA- Regionalgruppe Zürich. Auch hier prägte er die Diskussionen und Aktivitäten durch Offenheit, Neugier an aktuellen Themen und dem Mut, einfach mal etwas zu wagen.

Sein Wissen und seine Erfahrungen gab Andi in Seminaren und Tagungen, die er organisierte oder leitete sowie mit zahlreichen Publikationen an andere weiter. Er arbeitete während mehreren Jahren in der Programmgruppe zum“ Rapperswiler Tag“ mit.

Andi Erni war auch Mitglied im Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein SIA sowie in verschiedenen Kommissionen des Natur- und Heimatschutzes. Doch über das engere Berufsfeld hinaus pflegte er in einem weit verzweigten Netzwerk Beziehungen zur Bildenden Kunst und Musik. Wichtig waren ihm soziale Kontakte, „er war stets bestrebt, Freude zu bereiten und anderen von Nutzen zu sein“, sagt sein Sohn Mathias.

Die grosse Leidenschaft von Andi waren Bergtouren. Er kannte alle Berge der Schweiz und durchwanderte sie in Tages- oder Mehrtagestouren. Doch es zog ihn auch in die Berge anderer Länder, in Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika, selbst organisiert oder in Begleitung von Bergführern. In den Bergen war er „daheim“, und sie wurden zu seinem Schicksal.

Seine Pläne und Zeichnungen hat Andi Erni – soweit sie nicht im Besitz von EBP und dort archiviert sind – dem Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur ASLA in Rapperswil übergeben. Sie bleiben damit der Schweizer Landschaftsarchitekturgeschichte und dem Andenken an Andi Erni für die Zukunft erhalten.

 

Bernd Schubert